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"Natürlich ist es schwerer zuzugucken, wenn es nicht läuft"

Christopher Buchtmann zieht sich noch schnell das orangene Aufwärmshirt mit St. Pauli-Wappen über, bevor die Laptop-Kamera auf ihn gerichtet ist. Es ist sein nächster Schritt zurück in den Arbeitsalltag. Am Donnerstag (29.4.) beantwortete der 29-Jährige in einer virtuellen Presserunde die Fragen der Medienvertreter*innen. Wenn Buchtmann über seine lange Verletzungspause spricht, ist die "sehr, sehr schwere Zeit", die er skizziert, nicht nur durch seine Wortwahl spürbar.

Buchtmann blickt auch als Aktiver bereits auf eine spannende Karriere zurück. Schon in jungen Jahren wurde er mit Borussia Dortmund deutscher B-Jugend-Meister und trug mit einem Tor und vier Vorlagen einen großen Anteil dazu bei, dass die deutsche U17-Nationalmannschaft 2009 Europameister wurde. Es folgte noch vor seiner Volljährigkeit der Wechsel nach England, zunächst nach Liverpool dann zu Fulham, ehe es zum 1. FC Köln zurück nach Deutschland ging. Seine sportliche Heimat fand der gebürtige Mindener letztlich beim FC St. Pauli, bei dem er seit fast neun Jahren unter Vertrag steht.

Die schwierigste Zeit der kurz angerissenen Laufbahn habe der Mittelfeldstratege aber wohl während seiner Verletzungspause erlebt. Es waren Achillessehnenprobleme, die schließlich eine Operation erforderlich machten. Dass die Reha länger dauerte als gedacht, verpasste Buchtmann auch mental einen Rückschlag. "Meine Verlobte und meine Familie haben mir in dieser sehr schweren Zeit sehr geholfen", erzählt der inzwischen dienstälteste St. Pauli-Profi. "Aber auch der Zuspruch der Ärzte in der Reha war wichtig, wir haben dann den Schlüssel gefunden, woran es gelegen hat."

Währenddessen veränderte sich durch die Corona-Pandemie auch die Fußballlandschaft stark, schließlich bestritt Buchtmann sein letztes Zweitliga-Spiel noch vor einem ausverkauften Millerntor – damals trennten sich die Kiezkicker torlos von Dynamo Dresden. Das Gefühl vor komplett leeren Rängen zu spielen, kennt der Linksfuß noch nicht, auch wenn er die Spiele seiner Teamkollegen auch während der Reha intensiv verfolgt hat. "Natürlich ist es schwerer zuzugucken, wenn es nicht läuft", kommentiert Buchtmann die Hinrunde. "Momentan machen wir es aber brutal gut, kaum eine Mannschaft hat Lösungen gegen uns."

Vor vier Jahren befand sich der FC St. Pauli in einer ähnlichen Situation, nach einer schwachen Hinrunde retteten sich die Braun-Weißen mit einer rekordverdächtigen Rückrunde vorzeitig. In der besagten Saison 2016/17 war Buchtmann einer der Leistungsträger, der auch Parallelen zur diesjährigen Spielzeit erkennt. "Damals", erinnert sich unsere Nummer 10, "sind wir auch durchmarschiert. Ich glaube, wir können sogar den Rekord von damals noch brechen."

Dabei möchte Buchtmann, wenn es nach ihm geht, mithelfen. Die Umstellung auf die Raute, der er eine Schlüsselrolle für den sportlichen Aufwind zuteilt, kommt seinem Positionsprofil sogar entgegen. "Wir müssen gucken, wie es jetzt weiterläuft, über den Rest entscheide ich nicht", kommentiert Buchtmann einen Einsatz noch in dieser Saison. "Bisher bin ich auf einem guten Weg."

Wenn Buchtmann sein 174. Pflichtspiel für die Lizenzmannschaft noch in dieser Spielzeit bestreitet, dann hätte er in der neunten Saison in Folge für Braun und Weiß auf dem Platz gestanden. Dann hätte er auch die schwerste Zeit seiner bisherigen Karriere endgültig überwunden.

 

(ms)

Fotos: FC St. Pauli / Witters

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